In vergilbten Büchern gestöbert

Altes Buch2

 Wer alte Angelfachbücher durchblättert, wird anfangs recht verwundert sein wenn er erfährt, wie intensiv man sich bereits vor 200 Jahren mit der Angelei beschäftigt hat und wie wenig die Ausübung des Angelns von der heutigen Art und Weise abwich. Ja, man kann sogar noch mancherlei aus den Erfahrungen unserer Vorfahren lernen.  Zweifler mögen sich an Hand einiger Original-Textstellen aus “Jäger Practica” von Friedrich Wilhelm Döbel, das 1754 gedruckt wurde, von der Berechtigung des einleitend Gesagten überzeugen In dem Kapitel “Fische mit der Angel zu fangen und die nötigen Köder oder Körnungen” schreibt  F.W. Döbel: “ Dieser Fisch - Fang geschieht von einigen zum Plaisir, von vielen aber zur Nothdurfft, da mancher mit der Angel doch so viel fängt, daß er sich etwas Brot davon erwerben kann.” Nun, schon dieser erste Satz regt uns zum Nachdenken an und läßt Vergleiche zum Heute ziehen, wo es wohl nicht mehr vorkommt, daß sich jemand aus “Nothdurfft” zum Angeln hingezogen fühlt.                   

Im folgenden wird beschrieben, auf welche Weise geangelt wurde, und zwar:

1. mit Nacht  Angel,   2. mit Hecht Angel,  3. mit Grund Angel,  4. mit Klitsch Angel.

 Diese vier Arten werden dann eingehend geschildert, und man muß feststellen, daß zum großen Teil auch heute noch so verfahren wird.

So wird bei der Nachtangel eine lange Schnur vom Kahn ausgelegt, von der dann kurze Schnüre mit Haken ausgehen, die entsprechend beködert sind.

Zur Hechtangel heißt es:”....An Statt der Pferde - Haaren Schnüren muß von einem Drahte mit langen Gelenken ein Kettlein seyn, indem sonst der Hecht die Schnüre leicht zerbeißt. Dies Kettlein aber muß er gantz lassen. So ist auch, weil er einen großen Rachen hat, ein dreifacher Angel - Haken daran, welcher also im Triangel gemacht ist.”  In diesem Abschnitt wird weiter darauf hingewiesen, daß der Hecht am besten beißt im Neumond und im letzten Viertel sowie “bey duncklem Wetter.”

 Unter 3. Grundangeln steht folgendes: “Die Grund - Angeln werden darum also genennet, weil man  durch diese die Fische auf dem Grund zu fangen sucht. Sie werden insgemein  von sechs bis acht Pferde - Haaren zusammengedreht; es müssen aber weiße Haare seyn, die schwartzen scheuen die Fische.”

Als Klitsch - Angel wird eine Angel beschrieben, die praktisch eine verkleinerte Ausgabe der Grundangel ist und mit der man dann auch nur kleine Fische fängt. Wörtlich wird gesagt:”Wenn zur Sommers- Zeit Gewitter vorhanden, daß die Ickley, Roth- Federn und dergleien kleine Fische hoch steigen und flach im Wasser gehen; so ist mit dieser Angel der beste Fang.”

Von einem “lustigen Angel- Fange” berichtet der Verfasser, indem er das Angeln von Fröschen beschreibt und dazu abschließend bemerkt. “ Es machen insbesondere die Herren Frantzosen aus den Hinter - Vierteln der Frösche eine Delicatesse zu speisen, welche ihnen auch gerne zu gönnen;  ich meines Theils lobe ein gutes Stück Rindfleisch, auf gute deutsche Art zurecht gemacht, solches halte ich für gesünder und zu den Leibes - Kräften dienlicher zu seyn.”                                                                                                                                                                                                                                                                             

Anno...

Recht interessant sind die Köder, die beschrieben werden und von denen ebenfalls einige wiedergegeben seien;                   

 1.”Nimm weißen Campher, Lorbeer-Öl, geläutert Lein-Öl, Biebergeil und Reiger- Schmaltz, ana ein Loth, thue es in ein Glas und lasse es an der Sonne destillieren. Wenn man Angel will, wird der Wurm , welchen man die Angel stecken will, darein geweicht.”

2. Ein Köder für Forellen: ”Ein Loth Honig, zwey Loth Reiger- Schmaltz, vier Loth faul Holtz, hiervon Stückgen an die Angel gemacht.”

3. “Weitzen- Mehl, Reiger Schmaltz und Baumöl, hierzu Knochen aus Reiger- Füßen gepülvert, und unter einander gemischt, und sodenn hierdurch den Wurm gezogen.”

4. Für Barbenfang wird empfohlen: ”Faulen Käse, Grieß- Mehl und Honig unter einander gemischt und solche durch Loröl gezogen.”

 Wissenswert ist ebenfalls, welche Mittel zum Anfüttern verwendet wurden:  - Leber gehackt, hierunter Weizen- Mehl, Honig und Baumöl gemischt, und Küglein daraus gemacht, solche alsdenn mit thoniger oder leimiger Erde vermischt, große Ballen daraus gemacht, und solche in das Wasser alle Tage zum Anködern gesenkt. Kalbes- Leber thut die Dienste auch.”

(Rechtschreibung teilweise wie vor 200 Jahren)

 Biebergeil = Sekret der Afterdrüsen des Biebers.   Reiger- Schmaltz = Reiherfett.             Loröl = wahrscheinlich Lorbeeröl. .

In dem ”Merkbuch der Binnenfischerei” von Dr. Kurt Smolian, Würzburg,aus dem Jahre 1920 sind folgende Aufzeichnungen über Grundköder enthalten:

7

Köderherstellung

1. Weiße Bohnen, 12 Stunden in Wasser geweicht und mit Muskatnuß gekocht, zu kleinen Kugeln geformt.

2. Harter Holländer Käse, zerstoßen, mit Olivenöl, Rotwein und einigen Tropfen Rosenöl zu Teig geknetet und zu Kugeln geformt.

3. Gerste, in Milch weichgekocht, mit Zimt zu Teig geknetet und zu Kugeln geformt.

4. Frisches Brot, Honig und Asa foetida zu Teig geknetet und zu Kugeln geformt.

5. Sauerteig, Käse, Muskatöl, Kamillenextrakt und Kümmel mit Milch   zu Teig verrührt und zu Kugeln geknetet.

6. Aus Brot, Käse, Mehl, etwas Butter und Wasser wird ein Teig geknetet und unter Zusatz von Honig zu Kügelchen geformt.

7. Makkaroni  (gekochte), Erbsen (gekochte), Graupen (gekochte) und Talggrieben mit Wasser 20 Minuten gekocht und mit Weiß- oder Schwarzbrot zu Kugeln gedreht.

8. Hafermehl oder Kleie über Feuer in der Pfanne bräunen und mit Sirup zu einem Teig rühren und dann haselnußgroße Kugeln kneten.

9. Weizenkörner mit sehr viel Wasser sehr langsam erwärmen, ordentlich quellen lassen ( 3 bis 5 Stunden), bis Hülsen springen ( nicht länger. Allein oder mit anderem Material vermischen.

10. Brot (frisch, alt oder gar Krusten) 12 Stunden lang weichen, dann auspressen und fein verreiben. Eventuell gekochten Reis zusetzen; dann mit Mehl und Kleie zu festen Ballen kneten. Vor dem Einwerfen ins Wasser evtl. Maden oder Wurm zusetzen.

11. Lebende Würmer und Insekten in gut verkorkten glashellen weißen Flaschen am Fangort versenken.

12. Paste aus Weißbrot und Kleie mit Wasser binden und diese dann an das Blei der Angel anheften. Das wolkige, langsame Sich- Ablösen der Paste lockt an.

13. Kirschen und Reineclauden ( nicht entstielt), roh oder gekocht.

14. Brot, Milch, Mehl und Safran zu Teig geknetet und zu Kugeln geformt.


Eine Angel

Konservierung und Präparation von Anglertrophäen

Der Fang eines besonders seltenen oder kapitalen Fisches stellt für jeden Sportangler einen Höhenpunkt dar, von dem er sich gern eine bleibende und lebendige Erinnerung schaffen möchte. Doch unterbleibt meistens das Präparieren der Beute, da hierzu die unbedingt notwendigen Vorkenntnisse fehlen. Selbstverständlich gehören auch etwas Geschicklichkeit und Geduld dazu, ein wirklich dauerhaftes und naturgetreues Präparat zu fertigen. Es ist deshalb ratsam, die ersten Versuche an weniger wertvollen Stücken vorzunehmen, damit man beim Präparieren einer kapitalen Beute schon über die notwendigen Vorkenntnisse verfügt. Der zum Präparieren bestimmter Fischkopf darf auf keinen Fall zu kurz abgeschnitten werden, da er sonst unschön wirkt und viel von seiner dekorativen Wirkung einbüßt. Er ist deshalb erst etwa eine Handbreite hinter den Kiemendeckeln vom Rumpf abzutrennen. Nach dem Entfernen der noch vorhandener Eingeweideteile wird der Kopf außen und innen gründlich gereinigt und entschleimt. Das hierzu nötige Alaunwasser ist in der erforderlichen Konzentration in jeder Apotheke oder Drogerie erhältlich. Nun fülle man die Brusthöhlung mit feuchter Watte aus und gebe ihr eine naturgetreue Form. Der so vorbereitete Fischkopf wird mit der Schnittfläche auf ein starkes Brettchen gestellt und mit einer von der Brettrückseite in den Rückenwirbel eingezogenen längeren Holzschraube befestigt. Um ein Zusammensinken des Kopfes zu verhindern, führen wir von der Rückseite des Brettchens einen festen Draht in das Innere des Kopfes ein und stützen ihn damit ab. Die Stellung des geöffneten Maules kann durch feuchte Watte oder Korkstückchen in der gewünschten Weise fixiert werden. Die Brustflossen und der eventuell verbliebene Teil der Rückenflosse sind zwischen Karton oder flachen Korkstreifen sorgfältig zu spannen und mit möglichst feinen Nadeln zu befestigen. Hierauf bringe man sie in ihre natürliche Lage und überzeuge sich nochmals, ob alle Teile des Präparates lebensecht wirken. Das geeignetste Mittel zur Konservierung und Fixierung von besonders wasserreichen Präparaten ist das Formalin. Bei seiner Verwendung läßt sich das Präparat in jeder gewünschten Stellung fixieren. Da nach dem Härteprozeß eine nachträgliche Korrektur nicht mehr möglich ist, muß die vorhergehende Formung mit größter Genauigkeit ausgeführt werden. Ist dies geschehen, wird der Fischkopf in ein geeignetes Gefäß, Blechbüchse oder dergleichen gestellt und mit einer zehnprozentigen Formalinlösung übergossen. In dieser Formalinlösung bleibt das Präparat drei bis vier Tage liegen. Jetzt ist eine vollständige Fixierung eingetreten, so daß wir das Stützmaterial entfernen können. Vor der weiteren Bearbeitung muß der Fischkopf nun unter fließendem Wasser gründlich gespült werden. Anschließend sind alle Fleischteile sowie die Mittelgräte zu entfernen. Bei dieser Arbeit ist es besonders wichtig, die Hirnkapsel und die Rachenhöhle nicht auszulassen, die sorgfältig von Weichteilen und Kiemen zu säubern sind. Äußerst gewissenhaft ist auch noch bei der Entfernung der Fleisch- und Fettschichten unter der Haut zu verfahren. Diese sind äußerst vorsichtig abzuheben. Jedes Schaben ist unbedingt zu vermeiden, damit die unter der Haut befindliche Farbschicht nicht beschädigt wird. Nun beginnt das Auskaschieren. Hierzu eignen sich Verbandsmull oder Gaze, die wir in passende Stücke schneiden. Dann rühre man einen ziemlich flüssigen Gipsbrei an und streiche mit diesem zuerst die gesamte Innenfläche des Fischkopfes aus. Diese dünne Gipsschicht wird nun mit den einzeln in Gipsbrei eingeweichten Gazestücken belegt. Je nach der Größe des Präparates genügen zwei bis vier Schichten, um eine ausreichende Stabilität zu erzielen. Zum Abschluß gipse man nun noch eine Leiste oder noch besser ein Holzkreuz in die Grundfläche ein. Sobald der Gips erhärtet ist, werden die Augen entfernt, und die Außenfläche des Präparates wird von etwa noch anhaftenden Gipsteilchen gereinigt.   Das Entfetten ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die Haltbarkeit des Präparates. Zu diesem Zweck muß es zwölf bis vierzehn Tage in einem Gefäß mit Tetrachlorkohlenstoff aufbewahrt werden. In der Zwischenzeit haben wir die in Spielwarengeschäften erhältlichen Glasaugen, der Fischart entsprechend, in den natürlichen Farben bemalt. Die Augenhöhlen erhalten nun eine Füllung mit Watte, über die etwas flüssiges Wachs gegossen wird. In dieser drücken wir die Glasaugen und kitten sie somit fest. Hierbei ist sorgsam auf naturgetreue Augenstellung zu achten. Um das Präparat vor Beschädigung durch Insektenfraß zu schützen, ist es zweckmäßig, dem nun folgenden dünnen Leimüberzug einen Zusatz von arsensaurem Kali zu geben.     Nun ist das Präparat zum Trocknen frei aufzuhängen. Anschließend beschneiden wir die Grundfläche und nehmen eventuell noch erforderliche Schönheitskorrekturen vor. Kleine Unebenheiten lassen sich mit aufgeweichtem Wachs ausmodellieren. Wenn es sich als notwendig erweist, kann auch die Färbung etwas aufgefrischt werden. Hierbei ist aber möglichst wenig Bronze zu verwenden, da diese dem Präparat ein unnatürliches, hartes Aussehen gibt. Man kann diese Wirkung jedoch etwas abschwächen, indem man die Bronze mit lasierenden Farbe übermalt. Nach dem Trocknen überziehe man das ganze Präparat mit einem guten transparenten Lack. Nachdem auch dieser abgetrocknet ist, können wir die abschließende Arbeit, das Befestigen, vornehmen. Hierzu ist eine Holzrosette erforderlich, wie sie sonst für Geweihe verwendet wird. Von der Rückseite dieser Rosette ziehen wir zwei Holzschrauben in die Leiste an der Grundfläche des Präparates und erreichen damit eine sichere und feste Verbindung. Ein kleines Metallschildchen mit den Maßen der Beute vervollständigt das Erinnerungsstück.

                                                              Viel Spaß, wenn sie demnächst ein Fischpräparat wie vor fünfzig Jahren herstellen!


Anmerkung: Das wirklich naturgetreue Präparieren von Fischen setzt großes handwerkliches Können und genaue biologische Kenntnisse voraus, außerdem Werkzeuge und Chemikalien, über die Angler meist nicht verfügen.  Daher sollte er das Präparieren eines besonderen  schönen Exemplars lieber dem Fachmann übertragen.

4
z